Sommer - Mont Blanc – via Cosmiques-Route

Die Tour zur Besteigung des Mont Blanc trieb lange in meinem Hinterkopf und als Platzhalter in meinem Kalender herum. Warum fragt man sich? Weil ich in allerletzter Minute von der Warteliste aufrücken durfte. Umso größer war nun die Vorfreude auf die unverhoffte Bergtour. 

Da ich bereits das Wochenende zuvor in den Schweizer Bergen zugange war, treffe ich den Rest der Gruppe unter den Fittichen von Fabian und Matze erst am Parkplatz der Aguille du Midi in Chamonix. Schnell stellte sich heraus, dass es sich um eine sehr heitere Gruppe von insgesamt acht unterschiedlichsten Menschen handelt, denen man sicher nicht jedes Wort glauben mag. Beste Voraussetzung also für eine herausragende Tour! 

Nach der Bergfahrt am frühen Nachmittag legen wir die gesamte Hochtourenausrüstung an, da die kurze Strecke zur Cosmiques-Hütte (3613m), aus dem spektakulären Eistunnel, direkt auf einen kurzen Firngrad führt. Nach einem kurzen Weg auf dem anschließenden Gletscher erreichen wir auch schon die Hütte, auf der es erstmal entspannt zuging. Bei Aussicht auf die umliegenden Berge mit Blick auf die Führe zum Mont Blanc, sowie dem sehr präsenten Anstieg zum Mont Blanc du Tacul (4248m) lässt sich der Nachmittag gut aushalten. Überraschend aber sehr unterhaltsam ist auch die Musikgruppe „Sunshine in Ohio“ welche auf einer Berghütten-Tournee ein kleines Konzert zum Besten gibt. Da am folgenden Tag lediglich eine kurze Akklimatisierungstour geplant ist, lässt sich der längere Abend entspannt genießen. 

Nach dem Frühstück um 7 Uhr wird direkt wieder die Tourenausrüstung angelegt. Auf kurzer und direkter Strecke geht es durch das imposante Gletscherbecken des Col du Midi. Gegenüber steigen wir eine steilere Firnflanke am kurzerhand eingerichteten Fixseil zum Lachenal-Grat auf. Dort wartet zunächst Blockgelände bis zum 2. Klettergrad welches wir in drei Seilschaften meistern. Nach einer Abseilstelle landen wir in einer schattigen eisigen Flanke, welche mit dem Pickel und mit Eisschraubensicherung traversiert wird. Nach kurzer Pause steigen wir wieder in den Fels ein. Dieser führt uns dieses Mal steiler hinauf und läuft in zwei alpin abzusichernden Seillängen durch schönen Granit bis zum 4. Klettergrad. Oben angekommen laufen wir nach kurzer Pause zurück durch das Gletscherbecken. Noch voller Energie entscheiden wir uns für den Rückweg über den leichten Hüttengrad, kletternd bis direkt auf die Terrasse der Hütte. Den sonnigen Nachmittag genießen wir mit Kaffee und Kuchen, bevor wir gespannt auf den morgigen Tag ins Bett steigen. 

Nach einer sehr kurzen Nacht brechen wir gegen 1:25 Uhr, nach einem Blitz-Frühstück, vor dem Rest der Gipfelaspiranten auf zur Flanke des Mont Blanc du Tacul (4248m). Der Weg ist gut gespurt und wir haben keine Probleme uns im steilen Firn zu orientieren. Unsere beiden 4er Seilschaften sind zügig unterwegs und wir erreichen nach 2 Stunden die Anhöhe des Tacul bevor wir Richtung Col Maudit (4039m) etwas absteigen. Es folgt der steilste Anstieg der Tour durch die Nordost-Seite des Mont Maudit. Immer noch im Dunkeln und mit Stirnlampen geht es zunächst durch steilen gefrorenen Firn, dann durch ein Steilstück, welches stellenweise blank und bis über 50° steil ist. Die steilste Passage überwinden wir mit sichern in drei Seillängen. Oben angekommen beginnt es langsam zu dämmern und wir erreichen das Col de la Brenva (4304m), an dem sich uns ein atemberaubender Anblick bietet. Es ist kurz nach 6 Uhr und die Sonne steigt langsam über dem Horizont auf, während die Bergspitzen aus dem Wolkenteppich empor ragen. Es bleibt nicht allzu viel Zeit um den Anblick zu genießen, da der Wind auffrischt und mittlerweile starke Böen den Grat entlang ziehen. Die letzten 500 Höhenmeter ziehen sich scheinbar endlos lange – man merkt die dünne Luft zunehmend. Schritt für Schritt und Kehre für Kehre kommen wir dem Gipfel näher, bis wir um 7:30 Uhr, nach 6 Stunden auf den Beinen endlich den höchsten Punkt der Alpen erreichen. Der Ausblick ist phänomenal und belohnt die langen Strapazen des Aufstiegs. Ganz vergessen lässt einen die Natur allerdings nicht, dass man auf 4807 Metern steht. Trotz des Sonnenscheins ist es klirrend kalt und der Wind bläst uns mit starken Böen wieder runter vom Gipfel. Es steht ein langer Abstieg vor uns und es ist eine Wetterverschlechterung angekündigt. Die ersten Meter sind schnell abgestiegen. Eine größere Hürde ist erneut, im Abstieg wie im Aufstieg die Flanke des Maudit. Dort verlieren wir etwas Zeit, da wir nacheinander die steilste Stelle ablassen beziehungsweise abseilen. Auch das Gelände danach verzeiht keine Unaufmerksamkeit. Es geht weiter steil abwärts, hindurch zwischen den Seracs, die im Tageslicht fast bedrohlicher wirken als im Dunkeln. Da der Wind immer stärker wird und langsam aber sicher die Wolken die Berge einhüllen, beeilen wir uns im Abstieg des Taculs, bis wir wieder im Col du Midi sind. Es trennt uns lediglich der kurze Aufstieg über den Firngrat bis zur Eishöhle der Auguille du Midi. Trotz seiner Kürze ziehen sich die letzten Meter im Aufstieg bis zur Bergstation.  

Zurück im Tal werden wir von unerwartet hohen Temperaturen begrüßt. Da wünscht man sich direkt die klirrend kalten Berggipfel zurück.