Voller Vorfreunde starten wir zu sechst unsere Tour ins Berner Oberland. Auf dem Programm steht das Rosenhorn und die Wetterhornüberschreitung von der Glecksteinhütte zur Dossenhütte. Wir stellen das Auto anstatt in Grindelwald gleich im Rosenlaui-Tal ab, weil wir dort wieder ankommen und fahren mit dem Bus über die Gross Scheidegg in Richtung Grindelwald. Nach einem ca. dreistündigen Hüttenanstieg sind wir bei der Glecksteinhütte angekommen, über die das 3.692 m hohe Wetterhorn thront.
Zur Gewöhnung an die Höhe wollen wir als Eingehtour das Rosenhorn besteigen. Am Samstag geht es um 3 Uhr es aus den Federn, vor uns liegt ein langer Weg über den Gletscher und leichte Kraxelei am Gipfel. Wir freuen uns schon auf das schöne Wetter, das allerdings erst einmal ausbleibt. Bereits während Dämmerung sehen wir eine dunkle Wolkenwand und Wetterleuchten in der Ferne, über uns zieht es zu und es fallen die ersten Schneeflocken. Wir beraten uns kurz und entscheiden uns weiterzulaufen, der Wind bläst zu unserem Vorteil. Nach ca. 5 Stunden haben wir den Felsgipfel erreicht. Allerdings zieht es wie Hechtsuppe und wir steigen gleich wieder ab. Im Abstieg kommt dann das versprochene schöne Wetter. Das Sahnehäubchen der Tour ist der abenteuerliche Abstieg zur Hütte, den wir scheinbar als einer der ersten in dieser Saison laufen und der allen Lust auf den morgigen Tag macht. Der restliche Nachmittag auf der Hütte ist ein Traum…
Voller Tatendrang starten wir dann am nächsten Tag auf das Wetterhorn. Nach einem angenehmen Aufstieg und einer kurzen Gletscherpassage geht die Kraxelei über das Willisgrätli los. Die 3er-Kletterei macht ziemlich Spaß, auch wenn eine dünne Auflage an Kieselsteinen auf dem Fels und der relativ brüchiger Fels uns zwischendurch immer wieder mit einer Dosis Adrenalin versorgt. Vorsicht ist vor Steinschlag geboten, da sich schon Seilschaften vor uns befinden. Ich bin ganz froh, dass wir hier nicht mehr absteigen, sondern auf der andere Seite in Richtung Dossenhütte weiterlaufen. Nach dem Willisgrätli folgen unterhalb des Gipfels nochmals Kletterstellen abwechseln mit Firnpassagen, bis wir um 10:00 Uhr den breiten Schneegipfel erreichen. Die Aussicht ist der Hammer!
Der Abstieg erfolgt auf der anderen Seite über den sehr spaltenreichen Rosenlauigletscher. Allerdings ist die Schneeauflage noch gut, so dass wir ohne Probleme über die Spalten kommen. Die Sonne brutzelt mittlerweile gnadenlos herunter und die letzten Meter auf dem Gletscher sind anstrengend. Der weitere Abstieg zur 2.663 m hoch gelegenen Dossenhütte ist nochmals ein Schmankerl. Dem Schnee und Eis folgt eine staubige Felswüste, man hat das Gefühl im Grand Canyon zu sein. Die letzten Meter zur Hütte folgen wir einem exponierten Klettersteig und freuen uns nach 12 h Marsch auf eine Cola und ein Stück Kuchen auf der Hütte. Wir verbringen noch gemütlich eine Stunde zusammen. Für Christoph, Michi und Michi und Jürgen endet der Tag auf der kleinen Dossenhütte. Georg und ich machen uns noch an den dreistündigen Abstieg ins Tal, der aber wie im Flug vergeht. Für mich ist es einer der schönsten Hüttenzu- /abstiege, die ich kenne. Wasserfälle, Leitern, gegenüberliegend der Rosenlauigletscher, wir sind so gut wie alleine unterwegs. Unten noch schnell auf das Bike, da kein Bus mehr fährt und 25 min ins Tal rollen lassen.
Die Überschreitung des Wetterhorns ist für mich einer der schönsten Touren, die ich bisher gemacht habe, weil sie so abwechslungsreich ist. Danke an Christoph und Michael, die die Tour super begleitet haben! War eine top Gruppe!