Einsteiger-Hochtouren im Kaunertal

Wie bei der Vorbesprechung im Karl-Linder-Haus festgelegt, trifft man sich am Donnerstag um 7.00 Uhr in Albstadt, Berlinerstraße. Schnell ist die Ausrüstung im Auto verstaut, der Regen treibt uns an. Er wird uns bis zum Freitagvormittag begleiten, aber das wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ein kurzer Stopp am Wanderparkplatz Blättringen, wo Ritschy zusteigt und ab gehts ins Kaunertal. Wir, Sigried, Jan und Ritschy, kommen gut voran und nach wenigen Stunden Fahrzeit bremsen wir am Gepatschhaus ein, um von dort aus Proviant für die Rauhekopfhütte mitzunehmen. Es regnet immer noch. Wir steigen auf dem Weg Nr. 902 bis zur Gletscherzunge des Gepatschferners auf, dann gehts mit Steigeisen und Pickel der Hütte entgegen.

Auf dem aperen Gletscher streut Ritschy noch ein paar Gehübungen mit Steigeisen ein..... ideales Übungsgelände, wenn es nicht gerade regnen würde. Nach ca. 4 Stunden Aufstieg erreichen wir die Rauhekopfhütte auf 2731 m, wo wir herzlichst empfangen werden und für unsere Trägerdienste mit Kaffee, Kuchen und einem Hüttenschnaps belohnt werden.

Die Rauhekopfhütte wird von Mitgliedern der Sektion Frankfurt im zweiwöchigem Wechsel betrieben.... RESPEKT.

Am nächsten Morgen widmen wir uns einem ausgedehnten Frühstück und als der Regen endlich nachlässt, entscheiden wir uns gegen eine Tour. Statt dessen werden wir auf dem Gletscher unsere Fertigkeiten festigen. Steileisklettern, setzen von Eisschrauben, Abalakov-Eisuhr usw. Am späten Nachmittag geben die Wolken den Weg für die Sonne frei und wir beschließen, doch noch einen Gipfel zu machen. Mit leichtem Rucksack suchen wir uns einen Weg zum Gipfel des großen Rauhekopf, das nennt man “gehen im weglosen Gelände” … man hat uns schon im Vorfeld vor Ritschys Spontanität gewarnt. Vom Gipfel aus genießen wir einen tollen Blick auf die umliegenden Berge, unter anderem die Ziele für die nächsten zwei Tage - Fluchtkogel und Weißseespitze.

Um kurz vor 7.00 Uhr wird es unruhig in dem kleinen Schlafraum, der insgesamt 20 Bergsteigern Unterschlupf bietet. Kurze Zeit später sitzen alle im Aufenthaltsraum der Hütte und wir stärken uns für die bevorstehende Tour zum Fluchtkogel.

Von der Hütte aus geht's ca. 30 Min. im felsigen Gelände auf den Gepatschferner, den wir auf ca. 2860 m betreten. Gurtzeug und Steigeisen werden angelegt und es geht auf noch aperem Gletscher Richtung dem Brandenburger Haus auf 3274 m. Unterhalb des Brandenburger Hauses wechseln wir auf den Kesselwandferner, der noch gut eingeschneit ist. Dicker Nebel zieht vom Gepatschstausee herauf und hüllt die Umgebung ein. So sind wir unseren Vorgänger dankbar für eine eindeutige Aufstiegspur zum Gipfel des Fluchtkogels, der mit seinen 3494 m bestimmt ein toller Aussichtsberg ist..... bei gutem Wetter. Wir allerdings begnügen uns mit einem Gipfelfoto im Nebel und machen uns auf den Rückweg zur Rauhekopfhütte.

Auf der Hütte angekommen, werden wir mit einem Hauskaffee und Nusskuchen erwartet, den wir uns schmecken lassen.

Am nächsten Morgen ist es kurz vor 7.00 Uhr verdächtig hell, na so was, hält sich heute das Wetter an die Wettervorhersage?!

Tatsächlich, blauer Himmel und die Sonne steht auch schon am Himmel.

Freudig wird zusammengepackt - was nicht mit auf den Berg mit muss bleibt im Depot auf der Hütte und nach dem Frühstück geht's Richtung Weißseespitze 3498 m.

Wieder geht's unterhalb des “Rauer Kopf” auf den Gepatschferner. Zunächst angenehm flach Richtung “Zahn”, wo es dann ab ca. 3100 m immer steiler wird. Nach dem ersten Steilaufschwung erreichen wir ein Plato von dem aus man den Gipfel schon erahnen kann. Aber zuvor gilt es noch einmal eine ca. 100 m hohe Rampe zu bewältigen. Diese nutzt Ritschy, um uns zu demonstrieren, wie man ökonomisch eine ordentliche Aufstiegsspur in Frontalzackentechnik legt. Auch wir dürfen ran und stellen schnell fest, nachsteigen ist einfacher. Aber der Gipfel ist nicht mehr weit und dort angekommen, sind wir von dem Panorama überwältigt. Sonne pur, windstill und was für eine Aussicht.

Ein perfekter Tag... bis jetzt!

Wir machen uns auf den Rückweg zur Hütte. Dort gönnen wir uns nochmal einen Kaffee, Zopfbrot und einen Vesperteller mit Spezialitäten aus dem Kaunertal. Dann nehmen wir Abschied von der Hütte und einem sehr engagierten Hüttenpersonal.

Der Weg zum Parkplatz zieht sich doch noch und dort angekommen müssen wir feststellen, dass die Batterie leer ist. Nicht die unseren, sondern die vom Auto.

Ganz schön schlecht! Zudem noch ein Funkloch, aber Sigried hält alle mit Gummibärchen bei Laune und mit tatkräftiger Unterstützung vom Pächter des Gepatschhauses treten wir mit zweistündiger Verspätung die Heimreise an.

Rückblickend haben wir tolle Tourentage im Kaunertal verbracht.